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Hashimoto - Fachartikel von Andreas Noll

 

Artikel in der Fachzeitschrift "Naturheilpraxis" veröffentlicht

 

Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht – aber die medikamentöse Behandlung von Schilddrüsenproblemen verfolgt mich bei meinen Patientinnen eigentlich seit Jahrzehnten. Meiner subjektiven Wahrnehmung folgend, scheinen Frauen per definitionem für die Einnahme von L-Thyroxin vorgesehen zu sein. 

 

Ungefähr bis vor 25 Jahren galt (vor allem Süd-) Deutschland als Jodmangelgebiet, also als ein potenzielles “Kropfgebiet” mit recht häufigen manifesten Zeichen der Schilddrüsen-Unterfunktion. Die Therapie nach Diagnose „kalter Knoten“ und/oder Hypothyreose war streng standardisiert: Es wurden Schilddrüsenhormone verabreicht. Zudem wurde seit 1984 offiziell die flächendeckende Jodierung von Speisesalz empfohlen.
Seit circa 15 Jahren gilt jedoch eine andere These: Eine Hashimoto-Thyreoditis führt langfristig zur Hypothyreose. Um diese zu vermeiden wird von vornherein L-Thyroxin als Dauermedikation verordnet. Das erscheint doch logisch, oder? Ich werde später auf solche Ansätze erneut zu sprechen kommen …

Autoimmunerkrankung der Schilddrüse, welche sich als chronisch lymphozytäre Thyreoiditis mit Hypothyreose u. Autoantikörpern gegen schilddrüsenspezifische Antigene (TPO-AK, Tg-AK) manifestiert. Die Erkrankung ist mit HLA-DR3, HLA-DR5 und HLA-B8 assoziiert, sie kann gemeinsam mit anderen Autoimmunerkrankungen auftreten (z.B. atrophische Gastritis mit perniziöser Anämie, thrombozytopenische Purpura, Addison-Krankheit, Diabetes Typ 1 etc.). Es besteht eine familiäre Prädisposition. (zitiert nach Roche Lexikon Medizin)

 

Bekannterweise leben wir einzig und allein dadurch, dass Energien verschiedenster Art (Qi in den mannigfaltigsten Erscheinungsformen) von unserem Organismus von der embryonalen Blastozyte bis zum Tod aufgenommen, verwertet oder ausgeschieden werden. Ein fantastisch effektives „Kraftwerk” –und ich wage zu behaupten, dass die gewaltige Anpassungs- und Selektionsfähigkeit des Menschen die wichtigste Voraussetzung für seine Evolution in Jahrmillionen war.

 

 

Störungen dieser Funktionen bedeuten jedoch tiefgreifende Lücken im System, sei es wenn z.B.
    • die Abwehr nicht „dicht“ ist (TCM: Lunge)
    • das System überfordert ist (TCM: Milz)
    • eine Fehlsteuerung da ist (TCM: Leber, Niere)


Als Folge können sich fortwährende Immunprobleme manifestieren, und die tagtäglich unerlässliche Auseinandersetzung des Menschen mit seiner Umwelt ist aus seinem eigentlich unmerklichen Gleichgewicht geraten. Ein sehr labiles Gleichgewicht zwischen 
    • Innen: unsere Lebenskraft, vis vitalis oder auch Zheng Qi
    • Grenze nach außen: unsere Sensibilität, Haut, Schleimhäute, Lunge und Darm 
    • Außen: potenziell schädigende, aber auch potenziell nützliche Einflüsse, mit denen wir irgendwie „umgehen” müssen


Überlastung oder Schwäche?
Therapeutisch von größter Bedeutung ist die Frage, ob das System gekräftigt oder entlastet werden muss. Ist es iIrritiert und verausgabt durch die heutige Welt mit zu viel (künstlichen) Stoffen und Energien, Informationsflut, Überforderung? Die Konsequenz wären Vermeidungsstrategien, also Entsagung, Diäten, Fasten, Zufuhr von „Light”-Produkten bzw. „…-frei” Nahrungsmitteln (frei von Gluten, Zucker, Aromen, Fett ...) – mit der möglichen Konsequenz, über die Jahre in einen nicht absehbaren Mangelzustand zu geraten.
Es ist aber auch möglich, dass unsere Verarbeitungsfähigkeit hierfür nicht gewappnet ist, dass aus TCM-Sicht Milz und Magen zu schwach sind, so dass unerlässliche Formen von Qi („Vitalstoffe”, „Nährstoffe”) nicht aufgenommen werden können, egal wie viel von außen – z.B. über Ernährungsstrategien – zugeführt wird. Hier wäre die Konsequenz: Stärkung von innen her, Verbesserung der Qi-Versorgung des „Innenlebens”, also der Motilität, der Resorption und des Stoffwechsels. Substanziell, seelisch und geistig ...
Oder sind die Abwehr- und Reinigungsfunktion überfordert und blockiert? Dann hätten erste Priorität die Ausleitung und Ableitung der möglicherweise in Jahrzehnten angesammelten „Altlasten” der pathogenen Energien!

 

Die Zang-Fu tragen alle auf ihre Weise zum Funktionieren des Systems bei – und somit auch zum „Konzert der Energien“, das dem Selbsterhalt des lebenden Organismus dient:
Die Belastung der Nieren (Verunsicherung, schwere Erkrankungen) bewirkt eine grundlegende Anfälligkeit, Schwäche und Unsicherheit. Neben den unten erwähnten Therapiemethoden brauchen diese Patienten Sicherheit, klare Konzepte – und ganz einfach Hilfe! Die „Hausaufgaben” für diesen Patiententyp sind, das Leben zu genießen (Yin) und die Welt zu erkunden (Yang).
Eine unzureichende Steuerungsfähigkeit der Leber, des „Generals” (Blockaden, „Wollen-und-nicht-Können“) unter den Zang-Fu zeigt sich in Fehlreaktionen (Allergien, Autoimmunproblemen) oder einer Reaktionsstarre. Entspannung in Bewegung ist für diese Patienten die Leitlinie – mit dem Ziel des carpe diem.
Zwischenmenschliche Dissonanzen kühlen das Herz und blockieren sein Lebensfeuer. Verbitterungen, Enttäuschungen, Verletzungen bewirken häufig eine besondere Affinität zur Kälte, als Lebensgefühl und krankmachende Energie. Entgegensetzen können wir dem als Therapeuten neben Kräutern, Moxa und Nadelung die Übermittlung von Freude und Begeisterung.
Die Überlastung der Verarbeitungskapazitäten schädigt die Milz, in der Folge kann es zu Allergien, Verschleimungen und eitrigen, chronischen Entzündungen kommen. Zur Lösung trägt es bei, wenn wir den Patienten das Handeln, das „Nach-außen-Schauen” vermitteln, damit sie aus der verzehrenden Innenschau herauskommen. Auch hier gelten Bewegung, Wechsel und Veränderungen als Leitstrategie neben dem Einsatz von Akupunktur, Kräutern, Ernährungsempfehlungen und der Lebensweise.
Die Lunge reguliert die Grenzen – diese können sich vielleicht nicht adäquat öffnen und schließen. Das hat zur Folge, dass die Anpassung an wechselnde äußere Umstände (Wetter, Jahreszeiten, Nahrung) versagt – mit entsprechenden auf diese als „Kausalitäten” zurückgeführten zu identifizierenden Immunproblemen. Abhilfe schafft dann nicht der absolute Rückzug und die Schonung, sondern das behutsame Erkunden und gelegentliche Überschreiten der Grenzen: körperliches Training, eventuell Kneipp´sche Anwendungen oder auch Singen und Tanzen.

 

 

Wir finden hier eine enorme Diskrepanz zwischen Befund und Befinden. Beim „Hashimoto“ handelt es sich um einen entzündlichen Prozess, der Symptome/Auswirkungen haben kann oder aber auch nicht. Konkret heißt das, es gibt pathologische Laborbefunde, wie einen erhöhten TSH-Wert oder Hinweise auf Schilddrüsen-Antikörper, die jedoch …
    • keine klinischen Symptome nach sich ziehen müssen
    • auf Autoimmunprozesse in anderen Bereichen hinweisen – die Schilddrüsen-Antikörper sind nicht zwingend schilddrüsenspezifisch (Diabetes Typ I, Vitiligo, Colitis, Lupus, PCP, Myasthenia gravis, Sarkoidose etc.)
    • initial und akut in seltenen Fällen eine hyperthyreote oder langfristig eine hypothyreotische Stoffewechsellage auslösen können
    • nicht zwingenderweise eine Behandlung mit L-Thyroxin u.a. nach sich ziehen müssen.
Bei Frauen wird diese Diagnose übrigens fünfmal häufiger als bei Männern gestellt.
Zur Erinnerung: Die Schilddrüse wird durch die Hypophyse gesteuert. Das TSH steigt an, wenn die Ausschüttung von Schilddrüsenhormonen für eine normale Stoffwechselfunktion nicht mehr ausreichend ist bzw. wenn die Rezeptoren in den Körpergeweben nicht mehr ausreichend auf die Hormone ansprechen. Die tatsächliche Effektivität der Schilddrüsenfunktion wird durch die Messung von fT3, fT4 festgestellt. Die Antikörper, die den Entzündungsprozess signalisieren, sind TS-AK, Anti-TG-AK (Antithyreoglobulin Antikörper), Anti-TPO-AK  u.a.
Auslöser
Die Hashimoto-Thyreoiditis entsteht durch ein Zusammenspiel von genetischen Faktoren und Umweltfaktoren. Diskutiert werden
    • Zigarettenrauch
    • polychlorierte Biphenyle (z.B. Weichmacher)
    • Lösungsmittel
    • Infektionskrankheiten (z.B. EBV, Zoster, Herpes, Hepatitis C)
    • Medikamente 
    • genetisch prädisponierte Patienten (familiäre Häufung)
    • exzessiver Jodkonsum (Nahrungskette)
    • Selenmangel 
    • Umweltfaktoren (Nanopartikel, Feinstaub?)
    • Stress
    • Geburt 

 

 

Es ist nicht schwer, die eben aufgeführten zur Diskussion stehenden Auslöser für die Hashimoto-Threoditis nach den Kriterien der TCM zuzuordnen. Es gibt Fülle- und Leerezustände, toxische Beeinflussungen, verbliebene pathogene Faktoren und Auswirkungen emotionaler Belastungen.
Die Diagnose erfolgt in der TCM – anders als in der westlichen Medizin – vor allem nach dem Befinden und nicht nach einem vergleichsweise abstrakten Laborbefund, der zudem nur die Untersuchung einer einzigen Körperflüssigkeit umfasst.
Die Suche nach den auslösenden Mechanismen zeigt dann vielleicht …
    • rote Punkte auf der Zunge als Hinweis auf infektiöse „Altlasten“ 
    • geschwollene Lymphknoten wie auch Schilddrüsenknoten als Zeichen von Schleim-Stagnation
    • je nach energetischer Situation veränderte Pulsbefunde

 

.
Und wir erfassen v.a. die „Begleitmusik“ – hier können wir durch die Beurteilung des Gesamtsystems zu einer „klassischen“ TCM-Diagnose und den daraus folgenden Strategien kommen:
    • Leberfeuer – kühlen und beruhigen
    • Qi-Mangel – stärken
    • Qi- und Yin-Mangel – stärken und nähren
    • Qi- und Blut-Mangel – stärken und nähren
    • Qi-Stagnation – auflösen
    • Qi-Stagnation mit Schleim-Exzess – auflösen
    • Milz-Mangel – stärken
    • Schleim-Exzess – umwandeln und auflösen
    • Leber-/Nieren-Yin-Mangel – stärken und nähren
    • Yin-Mangel mit Fieber – kühlen und nähren 
    • Blut-Stagnation – auflösen
    • Herz-Feuer – absenken und klären

 


Akupunktur
Dass die Akupunktur eine regulierende Wirkung auf das Immunsystem hat, wurde in unzähligen seriösen Studien nachgewiesen. Hier eine Aufzählung der untersuchten und für gut befundenen Punkte:
Di 4, 11, Ma 36, Gb 39, Mi 6, Du 14, Bl 11, Bl 20, Bl 23, Bl 24, Bl 25, Bl 26, Bl 27, Bl 28, Ren 12
Der Punkt Bl 47 besitzt hingegen eine immunsuppressive Wirkung. Fiebersenkende Punkte sind Du 14 und Ma 36.
In meiner Praxis hat gerade bei Schilddrüsenproblemen der Punkt Bailao (EX-HN 15) seinen „festen Platz” im Behandlungskonzept: Nicht nur wegen seiner Lokalisation am „energetischen Flaschenhals” im Nacken, sondern auch als ausleitender Punkt. „Bai lao” bedeutet 100 Mühsale/Erschöpfungen.


Moxibustion und anderes
Ebenfalls als regulierend, aber eher tonisierend auf das aus dem Gleichgewicht geratene Immunsystem wirkt die Moxibustion, vor allem dieser Punkte:
dazhui (Du 14), shenshu (Bl 23) und mingmen (Du 4), shenzhong/qihai (Ren 6), zhongwan (Ren 12) und guanyuan (Ren 4). 


Guasha, Schröpfen und Schröpfmassage liefern ebenfalls sehr gute Resultate in der Behandlung.


Kräuter
Die Verordnung von chinesischen Arzneimitteln erfordert eine sehr genaue Beachtung der oben genannten „Begleitmusik”, z.B. haben Kräuter wie Huangqi eine sehr positive Wirkung auf das Immunsystem, wirken aber ebenso wie z.B. das ausleitende Chaihu anhebend – verbieten sich also in der Regel bei „hyperthyreoten” Symptomen.

 

 Gönnen Sie sich aber auch als TCM-Therapeut einige komplementäre Gedanken – denn „neue, moderne” Krankheiten und Befunde brauchen vielleicht daran angepasste, aber auf den Klassikern durchaus basierende therapeutische Strategien. 
 

 

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